Im Sami-Museum in Inari präsentiert Jouni S. Laiti seine neuesten Kunstobjekte. Er verwendet Materialien und Techniken, die die Samen seit Jahrhunderten benutzen, und setzt sie in einen neuen Kontext. Er zeigt unter anderem ein hölzernes Trinkgefäß, wie es die Samen traditionell aus Maserknollen – Wucherungen am Birkenstamm – arbeiten. Doch diese Tasse hat zwei Henkel, die mit Arbeiten aus Rentiergeweih verziert sind. Laiti nennt das Werk „I’m madly in love with you”. Außerdem zeigt er einen Gegenstand, der auf den ersten Blick wie ein Messer aussieht. Sein Griff ist aus Birkenholz und Rentierhorn, anstatt einer scharfen Klinge aus Metall verwendet er eine Feder eines großen Vogels. Er nennt das Werk „Sanftheit“. „Auch wenn etwas scharf aussieht, kann es sich sanft anfühlen“, erklärt der Künstler. „Das kann man auch auf das Leben übertragen.“
Jouni stammt aus einer traditionellen nord-samischen Familie. Er hat sein halbes Leben als Rentierzüchter im Norden Finnlands gearbeitet. Und irgendwann änderte er sein Leben komplett. Sein Bruder übernahm die Rentierherde und er begann an der Sámi-Universität in Norwegen traditionelles Handwerk und Kunsthandwerk der Samen zu studieren. Duodji ist der samische Begriff dafür. Früher lernten Kinder das Handwerk bei ihren Eltern, so ist Duodji heute ein Ausbildungsberuf. Jouni absolvierte einen Bachelor und einen Master in Duodji sowie eine pädagogische Ausbildung, um als Lehrer traditionelles Handwerk und Kunstwerk der Samen in einer Art Berufsschule zu unterrichten. „Ich merkte schnell, dass ich nicht nur Handwerker bin, sondern auch Künstler“, sagt der 60-Jährige bescheiden mit leiser Stimme mitten in seiner trubeligen Ausstellung im Samenmuseum und Naturzentrum – Siida in Inari, Und dann zeigt er seinen Stolz ein wenig und zählt auf, wo seine Objekte schon überall gezeigt werde. Dazu gehören viele Städte in Skandinavien und Paris. Als Teil der Sápmi Triennale werden seine Kunstwerke in zwei Jahren auch in der Nationalgalerie in Toronto in Kanada ausgestellt.
Ab Herbst kann er sich zwei Jahre komplett auf seine Kunst konzentrieren, da er für diesen Zeitraum über die finnische Kunstförderung ein Stipendium bekommt. „Ich mag meinen Lehrerberuf“, gibt er zu. „Dabei kann ich mein Wissen und meine Kultur weitergeben.“ Aber natürlich fehlt die Zeit und Ruhe für die Kunst.
Inspiriert wird er in der Einsamkeit in Nordfinnland, in der Region, in der er aufgewachsen ist. „Ich verbringe dort viel Zeit und sammle meine Materialien in den Wäldern.“ Er kennt aber auch das moderne Leben in der Stadt. Es gibt noch die Samen, die mit und von ihren Rentierherden leben, und es gibt Samen, die einen Bürojob haben. „Und in diesem Spannungsfeld arbeite ich auch.“ Entscheidend ist für Jouni, die traditionellen Gegenstände und Materialien, die für das Leben der Samen über Jahrhunderte zum Überleben dazu gehörten, in einen neuen Zusammenhang zu bringen.“ Da geht es um Naturzerstörung oder um das tägliche Miteinander der Menschen. „Wir alle, auch Samen, die noch eher traditionell leben, haben mittlerweile einen modernen Lebensstil. Was bedeutet das für unsere Natur, auf die wir so stolz sind und die wir bewahren wollen sind?“ Als Künstler kann er Anregungen geben.
Jouni möchte mit seinen Arbeiten auf die reiche Kultur der Samen aufmerksam machen. Auch wenn viele Dinge, wie Tassen und Messer heute nicht mehr in der traditionellen Weise verwendet werden, so erzählen sie doch viel über das Leben des indigenen Volkes. „Es ist Teil unserer Identität.“ Dann zeigt er in seiner Ausstellung noch das Werk „Bürokratie“, an der nicht nur er manchmal verzweifeln. Wenn er mit seinen Schülern zum Beispiel in die Natur gehen will, braucht er erst eine Genehmigung. „Und bis wir diese haben, ist das kurze Zeitfenster, um bestimmte Materialien für unser Handwerk zu sammeln, schon vorbei.“ „Bürokratie“ ist eine Arbeit aus verschiedenen Hölzern mit vielen Ecken und Kanten, aber nicht brutal, eher leicht und vielleicht auch ein wenig ironisch. Der Künstler selbst äußert sich nicht zu dieser Interpretation.
Fotos:
1. Jouni S. Laiti; Photo. Arto_Liiti_Rovaniemi_Art_Museum.
2. I’m madly in love with you; Photo: Saara-Maija Pesonen / Samimuseum Siida
3. Bureaucracy. Photo; Saara-Maija Pesonen/Samimuseum Siida
4. Gentleness. Photo; Saara-Maija Pesonen/Samimuseum Siida
5. Jouni S. Laiti and Kirsi M. Paltto;
Photo: Arto_Liiti/Rovaniemi Art Museum
(Jouni and Kirsi have participated in several exhibitions together for a couple of years)
6. Droplets of Joy. Photo: Jouni S. Laiti (Kirsi Máret Paltto assembles the "Droplets of Joy" artwork)
7. Universe (birch burl and reindeer antler) by Jouni S. Laiti; Foto: Beatrix Flatt