„Urho Kekkonen ist der zweitpopulärste, der zweitgrößte und der zweitnördlichste Nationalpark in Finnland“, erklärt Kristiina Aikio, Mitarbeiterin der finnischen Nationalparkverwaltung, die zur staatlichen Forstbehörde „Metsähallitus“ gehört. Urho Kekkonen liegt zwischen der Hauptstraße E 75 von Norwegen nach Griechenland und der Grenze zu Russland. Damit ist diese Wildnislandschaft Teil des Grünen Bandes Europa. Bekannt ist der Nationalpark mit einer Fläche von 2500 Quadratkilometern für seine raue Landschaft mit alten Wäldern und Mooren, immer wieder durchzogen von Fjells, den typisch skandinavischen hügeligen Berglandschaften. Die Region und der heutige Nationalpark sind Kristiinas Heimat. Sie stammt aus einer samischen Familie, die dort seit Genrationen lebt, arbeitet und Rentierzucht betreibt. Das Land gehört dem finnischen Staat, aber das indigene Volk hat bestimmte Landrechte auf dem Gebiet.
„Als der Nationalpark 1986 gegründet wurde, wollte man auch die einheimische Bevölkerung in die Arbeit einbeziehen“, erklärt die 63-Jährige. „Das war mein Glück“, freut sie sich heute noch. „Zur Aufgabe des Nationalparks gehört es nämlich, nicht nur die einzigartige Natur Finnisch-Lapplands zu schützen, sondern auch die traditionellen Lebensgrundlagen der samischen Bevölkerung wie die Rentierhaltung zu bewahren. „Ich habe keine hohe formale Bildung, aber ich kenne diese Region seit meiner Kindheit und so konnte ich als Einheimische 1986 meine Arbeit für den Nationalpark beginnen und mich gleichzeitig um unsere Rentiere kümmern.“ Begeistert erzählt sie von ihren Tieren. „Wir haben alle Rentiere – mein Mann und meine Kinder auch. Und wir arbeiten alle zusammen.“
Im Winter grasen die Rentiere hauptschlich im Nationalpark. Unter der Schneedecke finden sie Flechten. Im Sommer ziehen die Herden auf der Suche nach Gräser und Blumen eher an Seen und Flüsse.
Kristiina ist im Nationalpark hauptsächlich für Öffentlichkeitsarbeit und Informationen zuständig. Sie erklärt, dass diese offene Landschaft bei Wanderern sehr beliebt sei. „Es ist leicht zu wandern, da es keine so hohen Berge gibt.“ Die höchste Erhebung ist etwas über 700 Meter. Im westlichen Teil gibt es viele markierte Wanderwege. Der Großteil des Parks ist eine Wildnislandschaft mit vielen Möglichkeiten für mehrtätige Wander- oder Skitouren. Es gibt einige Schutzhütten zum Übernachten. Es gibt keine Straßen und Motorfahrzeuge sind nur für Mitarbeitende des Nationalparks und der Grenztruppen sowie für Rentierzüchter erlaubt. Kristiina schwärmt von der Landschaft und der einzigartigen Wildnis.
Der Nationalpark reicht bis an die Grenze zu Russland. Auch der Grenzstreifen gehört zum Nationalpark. Er ist bis zu vier Kilometer breit. „Ohne Erlaubnis darf man den Grenzstreifen nicht betreten. Wanderer können aber eine Erlaubnis beantragen und können dann zu Fuß bis an die russische Grenze gehen“, erklärt Kristiina. „Demnächst soll es in diesem Bereich sogar eine Schutzhütte für Wanderer geben.“
Das Fjell-Gebiet erstreckt sich über die Grenze hinweg, aber auf russischer Seite ist das Naturschutzgebiet etwas weiter von der Grenze entfernt. „Allerdings gab es über Jahrzehnte eine Kooperation mit einem etwas größeren Naturschutzgebiet auf russischer Seite. Im Mittelpunkt standen Wissens- und Erfahrungsaustausch“, so Kristiina. Außerdem habe man gemeinsam an Bildungsprogrammen und -material gearbeitet. Seit Februar 2022 gibt es diese Kooperation nicht mehr. Die Mitarbeiterin des Nationalparks bedauert das sehr, denn diese Kooperationen sind wichtig, da Natur keine Grenzen kennt.