Besuch einer Husky-Farm an einem Vormittag im Sommer. Schon von weitem ist der Lärm zu hören. Neben den Husky-Käfigen kann man sich kaum unterhalten. „Es ist Fütterungszeit“, erklärt Paul Leveque. Der 34-Jährige kommt aus Frankreich und hat sieben Jahre in der Finanzbranche in Paris gearbeitet. „Dann habe ich mein Leben komplett geändert.“ Nach einem Aufenthalt in den französischen Alpen ist er schließlich in Hossa gelandet. Es ist ein kleiner Ort in der Mitte Finnlands, direkt am Eingang des Hossa-Nationalparks. Die Gemeinde zählt zwar offiziell nicht mehr zu Lappland, fühlt sich dieser Region aber geografisch und kulturell verbunden.
Paul suchte die Einsamkeit und Wildnis und landete deshalb auf der Husky-Farm. Er arbeitet nicht direkt mit den Hunden, sondern ist für Logistik und Organisation zuständig. Aber er kennt die Hunde und nimmt sich immer mal Zeit, um seine Lieblingshunde zu besuchen. Einige Hunde, die ihre aktive Zeit als Schlittenhunde beendet haben, genießen ein ruhiges und privilegiertes Leben außerhalb der Käfige. Dazu gehören zum Beispiel „Djekill“, mit 16 Jahren der älteste Husky auf der Farm, und „Saga“. Beide genießen es, extra Umarmungen zu bekommen.
Die Hunde werden langsam alle satt, die Aufregung legt sich und es wird wieder ruhig auf der Husky-Farm. Marlène Pioteyry, die Managerin des Tourismusunternehmens, weist am Eingang auf einen Plan hin, der zeigt, in welchem Käfig die knapp 200 Huskys gehalten werden. „Wir überlassen hier nichts dem Zufall“, erklärt die Chefin. Über jeden Hund gibt es eine Dokumentation mit Angaben zu Alter, Charakter, möglichen Verletzungen, Fitness, Essensgewohnheiten und besonderen Ereignissen. Normalerweise sind die Huskys immer zu zweit in einem Käfig. „Wir schauen, wer sich gut verträgt. Manchmal sind es Geschwister, manchmal Hunde, die vom Charakter her gut zueinander passen. „Manchmal ist auch ein Husky allein im Käfig, wenn er sich mit keinem anderen Hund versteht.”
Die Hunde werden in erster Linie in der Wintersaison als Schlittenhunde eingesetzt. „Wir achten darauf, dass sie nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig eingesetzt werden. Im Schnitt laufen sie drei bis fünf Mal pro Woche etwa 25 Kilometer.“ Pro Schlitten sind es vier bis sechs Hunde. „Wie viele Hunde es pro Schlitten sind, hängt von der Energie der Hunde, aber auch vom Gewicht der Menschen ab.“
Die Husky-Farm sorgt auch für ihren eigenen Nachwuchs. Im Frühjahr findet die Befruchtung statt und im Sommer kommen pro Wurf zwei bis acht Husky-Welpen zur Welt, die etwa drei Monate bei der Mutter bleiben. „Von Anfang an versuchen wir, die Welpen an Menschen zu gewöhnen. Mit etwa einem Jahr können sie nach einer Trainingszeit als Schlittenhunde ihre Arbeit aufnehmen. Wie lange die Hunde vor den Schlitten gespannt werden, ist sehr unterschiedlich. Manche rennen bis zum achten Lebensjahr, manche bis zum zwölften.“ Marlène betont, dass alle Hunde auf dieser Husky-Farm bleiben dürfen, auch wenn sie „im Ruhestand“ sind. „Wir nutzen sie für Spaziergänge mit Gästen. Das ist im Sommer und im Winter möglich und sehr beliebt.“ Wenn es keine Gelegenheit für Spaziergänge gibt, bekommen die Hunde auf einem großen eingezäunten Gelände Auslauf. Dort können sie selbst entscheiden, wie viel Bewegung sie benötigen.
„Tierschutz ist für uns ein wichtiges Thema“, erklärt Marlène. „Hier arbeiten Menschen mit Leidenschaft, sodass es keine Misshandlungen von Tieren gibt.“ Direkt neben den Käfigen befindet sich ein Wohngebäude, in dem die Hundebetreuer*innen leben. „Jede Nacht hat eine Person Dienst, das heißt, sie achtet auf unregelmäßige Geräusche und kann sofort eingreifen.“ In einem kleinen „Husky-Krankenhaus” können die Mitarbeitenden kleinere Verletzungen selbst behandeln. „Der Tierarzt kommt in der Regel einmal im Jahr. Wenn wir ihn darüber hinaus brauchen, fahren wir in seine Praxis.“
Von den Gästen wird ebenfalls ein wertschätzender Umgang mit den Tieren erwartet. „Dazu gehört, die Tiere in ihren Eigenarten zu respektieren und auf deren Kondition zu achten.“ Zunächst sollten Gäste eine Beziehung zu den Tieren aufbauen und dann langsam starten. Dann steht dem Vergnügen, selbst einen Schlitten durch die verschneite Landschaft zu fahren, nichts mehr im Wege – entweder als Musher (Fahrer und Kommandogeber des Schlittens) oder als Handler (Manager und Pfleger des Teams im Hintergrund). „Gäste, die mit unseren Huskys unterwegs waren, nehmen nicht nur Erinnerungen mit nach Hause. Diese Erfahrungen prägen ihr Leben.“