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Piroggen und Vatruska aus Karelien

 

Karelien ist eine historische Landschaft in Nordosteuropa, die heute zwischen Russland und Finnland aufgeteilt ist. Die Region ist geprägt von ihrer Grenzlage zwischen östlichen und westlichen Kulturen, was sich in ihrer komplexen Geschichte, Sprache und Religion widerspiegelt. Immer wieder kam es in den letzten Jahrhunderten zu Grenzverschiebungen. Finnland musste im Jahr 1944 große Teile Kareliens an die Sowjetunion abtreten. Dazu gehörte beispielsweise Wiborg, das damals zu den größten Städten Finnlands zählte. Die Stadt wird stark mit dem finnischen Komponisten Jean Sibelius und seiner Karelia-Suite in Verbindung gebracht, aber Finnland verlor auch wichtige Industriegebiete und Hafenstädte. Etwa 400.000 Menschen mussten Karelien als Folge des Zweiten Weltkriegs verlassen und in Finnland neu angesiedelt werden. Die gemeinsamen kulturellen Wurzeln blieben jedoch bestehen. Karelien ist die Heimat des finnischen Nationalepos „Kalevala”. Karelien ist aber auch für seine Küche bekannt. Hier treffen östliche und westliche kulinarische Traditionen aufeinander und verbinden sich. Typische Gerichte wie die Karelischen Piroggen werden heute in ganz Finnland angeboten.

 

Im Restaurant des Museumsdorfs Parppeinvaara in Ilomantsi wird karelische Küche serviert. Servicekraft Tanja erläutert das Buffet mit den verschiedenen Spezialitäten. „Im Mittelpunkt stehen die Produkte, die die Natur und der heimische Garten bieten. Dazu gehören Waldbeeren, Pilze, Fisch, Wild und Kartoffeln. Viele Gerichte werden im Ofen zubereitet.“

 

Am bekanntesten sind die karelischen Piroggen. Dabei handelt es sich um eine gefüllte Teigtasche, die im Ofen gebacken wird. Der dünne Teig besteht aus Roggenmehl. Traditionell wird die Tasche mit Gerstenbrei gefüllt. Heute besteht die Füllung meist aus ungesüßtem, aber leicht gesalzenem Milchreis. Dazu wird traditionell eine Mischung aus Butter und Eierstücken, sogenannte „Eibutter“, gereicht.  „Jede Region hat ihr eigenes Piroggenrezept“, erklärt Tanja. Auch die Form der Piroggen ist unterschiedlich. In Ilomantsi sind sie oval, weiter im Norden Kareliens eher rund. „Das Formen und das Legen des Teiges in Falten ist Handarbeit“, so Tanja. „Das braucht etwas Geschick und Übung.“ Eine Spezialität aus Ilomantsi sind die „Ilomantsilainen vatruska“, ein mit Reis gefülltes Kartoffelgebäck. In der Küche kann man der Mitarbeiterin Anja dabei zuschauen, wie sie geschickt Vatruska und Piroggen formt.

 

Tanja bezeichnet auch die verschiedenen Salate als Spezialität, zum Beispiel Salat aus gekochtem Weißkohl in Sauerrahmsoße oder aus Gurken in Dillessigmarinade. Auch Sauerkraut mit Preiselbeeren, Rote Bete und Essiggurken stehen auf dem Buffet. Normalerweise gehört auch Pilzsalat auf das Buffet. „Aber die Pilzsaison im letzten Jahr war so schlecht, dass nicht genügend Pilze gesammelt werden konnten. Stattdessen gibt es Kartoffelsalat.” Als Fisch sind geräucherte Plötze, ein typischer Süßwasserfisch der Region, sowie Lachs im Angebot. Zum Fleischtopf, der im Ofen bei niedriger Temperatur geschmort wird, empfiehlt Tanja die Karotten-Preiselbeeren-Konfitüre. Als Nachtisch wartet Beerensuppe, eine Art Rote Grütze aus verschiedenen heimischen Waldbeeren, auf dem Büffet.

 

Tanja hat noch ein Anliegen: "Die Gastfreundschaft ist wichtiger Bestandteil der karelischen Küche. Gäste sollen sich wohlfühlen. Das leben wir hier im Museumsdorf.“