Das Grenzmuseum in Imatra dokumentiert die Geschichte der finnischen Grenzschutzbehörde. Es liegt auf einem Kasernengelände nördlich des Stadtzentrums, das gleichzeitig als Ausbildungszentrum des finnischen Grenzschutzes dient. „Das Museum wurde eigentlich als zusätzlicher Lernort für die Ausbildung der Grenzschutzbeamten eingerichtet“, erklärt Museumsmitarbeiter Mikko Veijalainen. „Im letzten Jahr haben wir die gesamte Ausstellung überarbeitet und aktualisiert. Sie ist jetzt so informativ, dass wir das Museum auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben.“ Allerdings ist dies nur mit vorheriger Anmeldung und Überprüfung der Daten möglich.
Der finnische Grenzschutz (Rajavartiolaitos) wurde 1919, kurz nach der Unabhängigkeit Finnlands und dem Ende des Finnischen Bürgerkriegs, gegründet. Seine Entwicklung ist untrennbar mit der wechselvollen Geschichte Finnlands als Nation verbunden, die lange Zeit unter fremder Herrschaft stand und erst 1917 ihre Unabhängigkeit erlangte. Die Überwachung der langen Grenze zu Russland im Osten, die sich zum Teil durch unwegsames Gelände zieht, stand von Anfang an im Mittelpunkt der Arbeit. Die finnische Grenzschutzbehörde untersteht dem Innenministerium. Im Kriegsfall wird die Grenzschutztruppe Teil der finnischen Armee.
Das Museum thematisiert die Herausforderungen des Grenzschutzes im Laufe der Jahrzehnte. Dabei schwingt immer auch der Stolz auf die Arbeit der Grenzschutzbehörden – in der Vergangenheit und in der Gegenwart – mit. Es geht nicht nur um Fakten, sondern auch um die Geschichten und Legenden der verschiedenen Grenzschutzgenerationen. So ist beispielsweise eine Museumswand den Olympiasiegern aus den Reihen der Grenzschutzbehörden gewidmet. Ida Lindfors, Studentin der Kulturwissenschaften, die derzeit ein Praktikum im Grenzmuseum absolviert, erklärt: „Für diesen Job muss man fit sein. Mit diesen Vorbildern werden die aktuellen Mitarbeitenden motiviert, sich sportlich zu betätigen.“
Das Museum zeigt viele kuriose Dinge rund um die Arbeit des Grenzschutzes. So befindet sich beispielsweise der erste Grenzschutzhund „Cesar“, ein deutscher Schäferhund, ausgestopft in der Vitrine. Ausgestellt sind auch Dopingmittel wie Methamphetamin, auch bekannt als „Crystal Meth“, die die Leistungsfähigkeit der Soldaten steigern sollten. Diese Pillen wurden während des Fortsetzungskrieges von finnischen Fernaufklärungseinheiten verwendet. Die Finnen erhielten die so genannten Perivitin-Pillen von der deutschen Wehrmacht.
Der Militärhistoriker Mikko Veijalainen erläutert, dass sich die Taktik des Grenzschutzes im Laufe der Jahrzehnte nicht wesentlich geändert hat. „Verändert hat sich aber die Technik, die beim Grenzschutz eingesetzt wird.“ Je nach Bedrohungslage gab es immer wieder andere Herausforderungen. Während des Kalten Krieges war die Arbeit des Grenzschutzes durch den „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand“ zwischen Finnland und der Sowjetunion von 1948 geprägt. „Offiziell hatten wir ein gutes nachbarschaftliches und freundschaftliches Verhältnis“, formuliert es der Militärhistoriker aus heutiger Sicht. „Aber in Wirklichkeit haben wir die Russen immer als Bedrohung gesehen. Es gab immer die Angst vor Sabotage und Bedrohung.“ Gleichzeitig sollte alles vermieden werden, was den großen Nachbarn verärgern könnte. So achtete der Grenzschutz beispielsweise darauf, dass Autoscheinwerfer nicht in Richtung Sowjetunion leuchteten. „Das war Teil der Regelungen zwischen beiden Staaten.“ Auch die Ansprache oder Kontaktaufnahme mit sowjetischen Grenzsoldaten war unerwünscht. Die finnische Seite war dafür zuständig, das zu verhindern.
Mikko Veijalainen erzählt von einer weiteren Kuriosität aus den 1970er und 1980er Jahren. Es wurden vermehrt religiöse Texte in finnischer Sprache über die Grenze geschmuggelt – zunächst mit Autos und später über die Grenzflüsse. „Das irritierte die Russen, und wir wurden gemäß Freundschaftsvertrag gebeten, dafür zu sorgen, dass dies nicht mehr passiert.“ Anfangs wurden die Bücher und Texte meist hinter den Autositzen versteckt. Doch auf sowjetischer Seite waren die Grenzkontrollen so gründlich, dass sie meist entdeckt wurden. Dann kamen die finnischen Schmuggler auf die Idee, die Wasserwege zu nutzen. Bestimmte Flüsse wie der Vuoksi fließen von West nach Ost über die Grenze, und so begannen sie, ihr Material über diese Wasserwege zu schicken. Das wiederum irritierte die Sowjets sehr und sie forderten uns auf, diesem Phänomen ein Ende zu setzen. Der finnische Grenzschutz begann daraufhin, Sperren an diesen grenzüberschreitenden Wasserwegen zu errichten.
Jetzt steht die eigene Sicherheit des Landes im Fokus der Arbeit der Grenzschutzbehörde. „Angst haben wir keine vor Russland“, so der Museumsmitarbeiter. „Es ist schwierig für die Russen, uns zu überraschen. Wir sind vorbereitet und in Alarmbereitschaft. Wir beobachten die Grenze mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, auch auf der anderen Seite.“ Was es dort zu sehen gibt, kommentiert Mikko Veijalainen mit den Worten „andauernde Krise“.