Zanda Trukšāne ist Unternehmerin, Marketingfachfrau, Kundenberaterin, Produktentwicklerin und Qualitätsmanagerin. Vor allem aber ist sie Landwirtin und glaubt an die Kraft der Natur. Sie möchte Produkte herstellen, die die Energie der Natur in die Küchen und auf die Teller bringen.
Gemeinsam mit ihrem Mann kehrte sie 2016 der Hauptstadt Riga den Rücken, um sich nach dem Studium „Wirtschaft und Finanzen” dem elterlichen Bauernhof in Ludza in Lettgallen zu widmen. „Wir wollten zurück nach Ludza in Lettgallen, um auf dem Bauernhof meiner Eltern zu arbeiten und diesen weiterzuentwickeln. Wir hatten genug vom Stadtleben.“
Die 32-Jährige erzählt, dass es sich um einen klassischen Betrieb mit 24 Hektar Land sowie Kühen und Schafen handelte. „Wir wollten allerdings keine Viehwirtschaft betreiben, sondern nur pflanzliche Produkte herstellen.“ Als Grund für die Umstellung nennt sie die Arbeitsbelastung. „Wenn Tiere auf dem Hof sind, ist man das ganze Jahr über sieben Tage die Woche beschäftigt. Das wollten wir nicht und suchten nach neuen Wegen.“ Am Anfang bauten sie Karotten, Zucchini und Rote Bete für einen Hersteller von Babynahrung an. Ihre Eltern waren zunächst überhaupt nicht begeistert, ließen sich aber auf das Experiment ein. „Für uns waren die Startbedingungen gut, da meine Eltern schon auf biologische Landwirtschaft umgestellt hatten. Um die Zertifizierung brauchten wir uns also nicht mehr kümmern.“
Mit der Arbeit und dem Leben auf dem Land kamen neue Geschäftsideen: Sie begannen mit dem Anbau von Kräutern und Trocknen von Kräutern sowie der Herstellung von Gewürzmischungen speziell für die lettische Küche. „Damit haben wir 2018 angefangen.“ Zanda gibt zu, dass es nicht immer einfach war. Sie und ihr Mann haben sich in Fortbildungen und Schulungen viel landwirtschaftliches und produktionstechnisches Fachwissen angeeignet. „Aber die Natur hat dann doch immer ihre eigenen Gesetze, und wir mussten lernen, mit ihr zu arbeiten.“ Außerdem waren große Investitionen notwendig, um Maschinen und Geräte für die Landwirtschaft zu kaufen und die Produktion aufzubauen. „Zum Glück haben wir für den Start Fördermittel bekommen.“
Mittlerweile haben sie in Ludza in einem traditionellen Wohnhaus aus der Sowjetzeit eine kleine Produktion aufgebaut. In ihrem Verkaufsraum bieten sie 68 Produkte an, darunter zehn Gewürzmischungen, verschiedene Kräutertees sowie verschiedene Beeren- und Gemüsepulver. „80 Prozent der Zutaten, die wir verarbeiten, stammen aus unserem eigenen Anbau. Die übrigen 20 Prozent für unsere Gewürzmischungen kaufen wir bei anderen Biobauern aus Lettgallen zu. In einigen Fällen ergänzen wir sie mit sorgfältig ausgewählten Gewürzen aus anderen Regionen, um neue Geschmacksrichtungen zu kreieren, die wir mit lokalen Pflanzen allein nicht erreichen können.“
Zanda erklärt, was es heißt, Gewürze für den lettischen Geschmack herzustellen. „In dieser Region spielt Paprika als Gewürz zum Beispiel keine große Rolle, Dill aber umso mehr.“ Das junge Paar hat lange nach der besten Trockenmethode für Dill gesucht, damit die Aromen erhalten bleiben. „Es muss schnell gehen und die Trockentemperatur muss genau stimmen“, erklärt sie, ohne das Geheimnis genau zu lüften. In der traditionellen lettgallischen Küche wurden Rhabarber und Johannisbeeren beispielsweise auch zum Kochen von deftigen Gerichten verwendet. „Also haben wir Gewürzmischungen mit diesen Früchten entwickelt.“ Sie erzählt, dass sie lange an einer Gewürzmischung für Fisch gearbeitet haben. „Jetzt endlich ist sie auf dem Markt. Es gibt so viele Seen und Flüsse in Lettgallen, dass hier viel Fisch gegessen wird.“ Besonders stolz ist sie auf den Quittenpfeffer. „Unsere Zitrone ist die Quitte, die hier in allen Gärten wächst. Das ist eine interessante und beliebte Geschmacksrichtung.“
Auf dem etwa 15 Kilometer von Ludza entfernten Bauernhof wachsen auf dem Acker und teilweise auch in Gewächshäusern alle möglichen Kräuter, die für Gewürze, Gewürzmischungen oder Tees angebaut werden. Zanda zählt einige auf: Basilikum, Koriander, Ringelblume, Thymian, Estragon, Oregano, Lauch und Knoblauch und vieles mehr. Wir experimentieren ständig mit neuen Gewürzen und Kräutern, um noch mehr Geschmacksrichtungen in unsere Gewürzmischungen und Tees zu bekommen.
Die Familie vertreibt ihre Produkte im eigenen Laden in Ludza, in verschiedenen lokalen Geschäften, auf Märkten und Festen sowie in Läden in verschiedenen Städten Lettlands. Wichtig ist auch der Online-Shop. „Viele Kunden kaufen eine Packung zum Probieren vor Ort. Wenn sie zufrieden sind, kaufen sie online weiter ein. Deshalb ist der Online-Shop sehr wichtig.“
Die gesamte Arbeit in dem Unternehmen leisten vier Personen: „Meine Eltern, mein Mann und ich.“ Dass sie keine Mitarbeitenden haben, begründet die junge Frau wie folgt: „Die Qualität unserer Arbeit ist aufgrund unserer Motivation einfach besser.“ Natürlich gäbe es Arbeitsspitzen, aber es gebe auch ruhige Phasen. „Ja, die Work-Life-Balance passt für uns mittlerweile. Das war am Anfang nicht so, aber mittlerweile sind wir zufrieden. Auch mit unserem Einkommen.“ Zanda weiß von einigen jungen Menschen und Familien, die nach Ludza zurückgekommen sind. Sie sieht diese Entwicklung positiv, denn dadurch kehrt wieder mehr Optimismus in die Region zurück. „Wir sind zufrieden mit unserem Leben auf dem Land und glücklich mit unseren Produkten. Dadurch können wir etwas von unserer Energie in die Großstädte liefern.“