Die etwa 200 Kilometer lange Grenze zwischen Polen und der russischen Oblast Kaliningrad – vom Dreiländereck mit Litauen bis zum Frischen Haff – ist nach außen hin ruhig, wird jedoch intensiv überwacht. Ein doppelreihiger Stacheldrahtzaun sichert seit etwa fünf Jahren die gesamte Landgrenze.
Mirosława Aleksandrowicz, Pressesprecherin der Grenzschutzeinheit Ermland-Masuren, erklärt, dass die Grenze seit fünf Jahren mit einem doppelten Stacheldrahtzaun gesichert und seit zwei Jahren komplett elektronisch überwacht wird. In diesem Zuge wurde auch der Fahrweg entlang des Zaunes ausgebaut. Früher diente lediglich ein regelmäßig geeggter Streifen dazu, frische Fußspuren zu erkennen. Außerdem gab es mehrere Grenzwachtürme sowie mobile Ausrüstung zur Tag- und Nachtbeobachtung.
„Eigentlich darf sich niemand auf dem 15 Meter breiten Grenzschutzstreifen entlang des Zaunes aufhalten”, so Aleksandrowicz. „Trotzdem kommt es immer wieder zu Vorfällen.” Oft sind es Touristen aus allen möglichen Ländern dieser Welt, die sich zu nah an den Zaun wagen, um einen Blick nach Russland zu erhaschen. Die Pressesprecherin zeigt die Schilder, die darauf hinweisen, wie weit man gehen darf. Meist hätten sie keine böse Absicht, „aber trotzdem ist es eine Grenzverletzung, die unter Strafe steht”, erklärt die Pressesprecherin. Sie berichtet von Vorfällen vor dem Bau des doppelten Stacheldrahtzaunes, bei denen Menschen für ein Foto russisches Gebiet betreten haben. „Diese Menschen müssen mit Geldstrafen rechnen.”
Mit ein wenig Stolz erklärt Mirosława Aleksandrowicz die Technik, die beim Grenzschutz zum Einsatz kommt. Gleichzeitg achtet sie darauf, dass der Grenzschutzbeamte auf dem Quad mit korrekter Kleidung und Helm entlang der Grenze fährt. „In der Regel sehen wir niemanden auf der russischen Seite”, so die Pressesprecherin. „Wir gehen aber davon aus, dass auch von russischer Seite die Grenze kontrolliert wird.” Fotos in Richtung Russland oder von russischen Grenzpfosten erlaubt die Pressesprecherin nicht.
Im Gegensatz zu anderen Abschnitten der EU-Außengrenze ist irreguläre Migration an der Grenze zu Kaliningrad bisher kein großes Thema. „Es gab einzelne Fälle, aber keine nennenswerten Zahlen.” Die Pressesprecherin erklärt, dass man aber darauf vorbereitet ist und sofort reagieren könnte. Deshalb werde die Grenze regelmäßig zu Fuß abgegangen, teilweise mit Hunden, oder mit Fahrzeugen unter anderem mit dem Quad abgefahren.
Etwas abseits des Schutzstreifens lässt sich Mirosława Aleksandrowicz die Technik eines Observationsfahrzeugs erklären. Der Grenzschutzbeamte fährt die Kamera auf dem Dach aus. Sie lässt sich in alle Richtungen drehen und bietet einen Rundumblick. Zusätzlich kann eine Wärmebildkamera wichtige Informationen liefern. „Diese Fahrzeuge sind flexibel einsetzbar und eine gute Ergänzung zu den fest installierten Kameras in der Nähe des Grenzzauns.”
Von ehemals vier Grenzübergängen zwischen Polen und Russland sind noch zwei geöffnet. Die zwei Eisenbahnübergänge sind für den Personenverkehr komplett geschlossen und für den Güterverkehr stark eingeschränkt. Mirosława Aleksandrowicz erklärt, dass die Grenzübergänge nicht erst nach der Invasion Russlands in die Ukraine geschlossen wurden, sondern schon 2020 wegen der Pandemie. „Danach wurden sie nicht wieder geöffnet.“
Derzeit besteht der Großteil der Grenzübertritte von Polen nach Kaliningrad aus EU-Bürgern, überwiegend Deutschen, die ihre Familien in Russland besuchen wollen. Sie nutzen die Bus- oder Straßenverbindungen nach Kaliningrad, um von dort in das russische Kernland zu fliegen.
Die Einreise für Menschen mit russischem Pass nach Polen ist sehr stark eingeschränkt. Einreisevisa werden nur mit Arbeitserlaubnis oder für Familienbesuche erteilt. In Russland zugelassene Fahrzeuge dürfen grundsätzlich nicht nach Polen einreisen. Allerdings gibt es noch Busverbindungen von Kaliningrad nach Polen.
Die Einheit in Braniewo ist eine von elf Grenzstellen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, von denen sich zehn an der Grenze zu Russland befinden. Insgesamt arbeiten 1300 Personen für den Grenzschutz in der Region. Fast 40 Prozent sind Frauen. In diesem Jahr sollen 90, im nächsten Jahr 120 Mitarbeitende eingestellt werden. „An Bewerbern mangelt es der Organisation, die dem polnischen Innenministerium untersteht, laut Pressesprecherin nicht.” „Aber die Anforderungen sind hoch und nicht jeder besteht die Tests.”
Mirosława Aleksandrowicz arbeitet seit bald 30 Jahren beim Grenzschutz. Angefangen hat sie als zivile Mitarbeiterin im Bereich Logistik. Seit etwa zwanzig Jahren arbeitet sie als Pressesprecherin und ist gleichzeitig Sprecherin des Kommandanten. „Als ich von dieser Arbeit erfuhr, habe ich mich beworben. Ich liebe es, Journalisten diese tolle Arbeit zu erklären.” Sie ist begeistert, wie vielseitig die Arbeit ist. „Zu den Aufgaben des Grenzschutzes gehört auch die Bekämpfung von Grenzkriminalität oder Schmugglerbanden aufzudecken.“ Auf ihrem Smartphone zeigt die engagierte Frau Fotos rund um den Grenzschutz, die sie mit ihren Kollegen teilt. Bei den stimmungsvollen Fotos mit Sonnenauf- und Sonnenuntergängen in scheinbar unberührter Natur könnte man fast vergessen, wie ernst dieser Job ist.